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P H I L O R E A L
Platon

Eine »unelegante Hypothese« ist eine Aussage, die grundsätzlich nicht falsifizierbar ist und auf einer logischen Tautologie oder einem Zirkelschluss beruht. Zirkelschlüsse aber sind unter Prinzip jeder Beweisbarkeit enthoben auch wenn sie oftmals, gerade wenn ein quantitativ großes Argumentationsgeflecht darum herum gesponnen wird, nicht einfach zu erkennen sind. Hier ist das Gebiet der Subjektion und darauf beruhend des Glaubens. Der Glaube aber ist Ausdruck und der Akt final hingenommener (heiliger) Wahrheit/en, ein extrem schwammiger Begriff, der sich von »momentan gültiger Richtigkeit« grundsätzlich unterscheidet.

Der berühmte Kinderbuchautor Max Kruse benutzt eine solche Unelegante Hypothese in seinem Kinderstück »Urmel aus dem Eis«:
»In dem Eimer da ist ein unsichtbarer Fisch!«
»Ja, wo denn? Ich seh’ ihn nicht?«
»Sag’ ich doch!«
Die letzte Aussage ist der als Pseudobeweis klingende Zirkelschluss!

Oder mit anderen, typisch pseudowissenschaftlich klingenden Worten:
»Die Tatsache, dass man den unsichtbaren Fisch noch nicht gefunden hat, besagt nicht, dass es ihn nicht gibt.«
Diese Aussage scheint so erst einmal richtig zu sein. Dass es sich aber um eine tautologisch sinnlose Aussage handelt, ist leichter zu erkennen, wenn man die doppelte Verneinung herausnimmt und den logisch gleichbedeutenden aber unsinnigen Positivsatz bildet:
»Die Tatsache, dass man den unsichtbaren Fisch noch nicht gefunden hat, besagt, dass es ihn gibt.«
(Eine formallogische Analyse dieses Satztypus steht unten im Anhang und sollte zumindest durch Überlesen zur Kenntnis genommen werden!)

Leider lassen sich viele Menschen durch solche Argumentationskonstrukte leicht blenden. Das liegt daran, dass die doppelte Verneinung argumentativ stärker klingt aber auch von Vielen nicht wirklich verstanden wird: Siehe die bayerischen Redensarten, z.B: »In da Stad huift dea koana ned!« = »In der Stadt hilft dir keiner nicht!«, obwohl das Gegenteil gemeint ist. Auf dieser Basis scheint jede Beliebigkeit argumentierbar. Dieser Argumentationstypus ist die übliche Immunisierungsstrategie gegen Kritik von Pseudowissen, wie es im Glauben an esoterische Dinge, Überwesen und heiligen (unantastbaren) Wahrheiten grundsätzlich Verwendung findet.

Selbstverständlich sind wir Menschen oft auch mit Indizien von Erscheinungen konfrontiert, die wir uns (momentan!) nicht erklären können. Oft aber wird übersehen, dass längst wesentlich wissenschaftlicheres, die Falsifizierbarkeit einschließendes Wissen verfügbar ist, das man entweder aus psychologischen oder egozentrischen Gründen verdrängt, ablehnt oder geflissentlich ignoriert, oder dass man dieses Wissen nicht kennt. Indizien aus der mental repräsentierten wahrgenommenen Wirklichkeit aber durch Subjektion auf dadurch hingenommene unterstellte Erscheinungen zu projizieren (siehe den unsichtbaren Fisch), die aber nicht in der Qualität eines gesehenen Baumes oder einer geschmeckten Currywurst explizit erscheinen, sind der Akt des finalen Schlusses, der den weiteren Prozess zu Erkenntnis blockiert und der an den echten Realitäten des Seins vorbeigeht, die möglich ja noch zu finden sind. Das bedeutet nicht, dass die Currywurst in der eigenen Wirklichkeit auch jedem anderen so schmeckt. Individuelle Wirklichkeit/en ist/sind grundsätzlich nicht absolutierbar und nicht auf andere Systemwirklichkeiten übertragbar: Es gibt keine Universalrealität oder universale Wirklichkeit!!! Wenn also Indizien auftauchen und erkennbar sind, dann sind es Indizien, sind natürlich auch Erscheinungen und nichts anderes mehr. Die aber darf man nicht durch unelegante Hypothesen finalisieren, denn das ist ein Widerspruch zu Wahrheit und offenbart den Widersinn der dogmatisch immunisierten sog. Heiligen Wahrheiten!Es ist schon erstaunlich, dass sich die klerikalen Kirchen im Umfeld des heutigen, für jedermann verfügbaren Wissen mit diesem Denken, Werten und Handeln immer noch halten können und wirft ein deutliches Licht auf das durchschnittliche Aufklärungs- und Einfaltsniveau des Otto-Normalbürgers. Nur deshalb kann sich der institutionalisierte Glauben noch immer so mächtig halten. Die tragischen Prozesse gegen Aufklärer und Andersdenkende und die Jahrhunderte währenden unausweichlichen Rückzugsgefechte der Kirche/n bis heute sprechen ein deutliches Wort: Wenn die Kirche weiterhin hinter dem fortschreitenden Erkenntnisprozess zurückbleibt, muss(!) sie sich irgendwann doch anpassen oder geht unter und da kann auch eine mehrtausendjährige Tradition nicht darüber hinwegtäuschen! Jeder weltbildliche und humanistische Fortschritt wurde schon immer gegen den ausdrücklichen Widerstand der Kirche durchgesetzt und ist das Verdienst der Aufklärer und nicht der Kirche.


Anhang:

Formallogische Analyse eines typischen Satzes aus dem Esoterischen oder dem Glauben, der oft zu hören ist. Er soll den Otto-Normaldenkenden bestenfalls überzeugen oder in seiner Weltsicht zumindest verunsichern und beeinflussen. Es ist der psychologisch wirkende Versuch einer Hypothesenimmunisierung, der die Glaubensvertreter vor unmittelbarer Kritik bewahren soll:
»Die Tatsache, dass der unsichtbare Fisch bisher noch nicht gefunden wurde, bedeutet nicht, dass es ihn nicht gibt!«
Anmerkung: Der »unsichtbare Fisch« kann hier durch beliebige Entitäten ersetzt werden, z.B. »gelbe Erdstrahlen« oder »Heilenergien«, die nicht zu messen sind, »UFO's«, die nicht gelandet sind, oder einen »barmherzigen Gott«, der einfach nichts tut um das weltweite Kinderverhungern oder die Inhumanitäten und den Hass zwischen den Menschen zu unterbinden, usw. Die grundsätzliche Satzstruktur bliebt jeweils erhalten.

1. Entrümpeln des Satzes:
»Dass der unsichtbare Fisch noch nicht gefunden, bedeutet nicht, dass es ihn nicht gibt!«
2. Substituieren: »unsichtbarer Fisch« = P
=> »Dass P noch nicht gefunden, bedeutet nicht, dass es P nicht gibt!«
3. Atomar formulieren:
A := Q = »P (noch) nicht gefunden!«
B := »Aus Q folgt: nicht, dass nicht P!«
(»A :=« bedeutet »(Satz) A wird/ist definiert als«)

4. Analyse:
A ist ein temporaler Satz und kann durch Mehrwertige Logik (Modallogik) in den nichttemporalen Bereich transformiert werden. Eine Aussage wird dann nichttemporal, wenn sie in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft identisch gilt, also zeitunabhängig ist. Die ausgesagte Vermutung, dass P existieren könnte und/aber bis jetzt nur noch nicht gefunden wurde, führt zu dem Schluss, dass P möglicherweise ab jetzt gefunden werden könnte, und wir erweitern zu A := Q = »P noch nicht gefunden bis jetzt oder P möglich zu finden ab jetzt!«:

(Lies: Q ist gleich »P noch nicht gefunden bis jetzt oder P möglich zu finden ab jetzt!«)
Durch Transformation aus dem Akt des indizierten Findens in die nichttemporale Existenzaussage erhalten wir:

(Lies: Q ist gleich »nicht Pfinden« oder »möglich Pfinden« ist gleich »möglich P«)
B ist ein einfacher aussagelogischer Satz, der durch die Zweiwertige Logik vollständig erfassbar ist:

(Lies: Aus (Wenn Q dann nicht (nicht P)) folgt (Wenn Q dann P) wegen der aufgelösten doppelten Verneinung)
Durch Gleichsetzen der beiden atomaren Teilsätze A = B erhalten wir dann aber den Fehlschluss bzw. die logische Inkonsistenz:

(Lies: Wenn »möglich P«, dann (eben) nicht, dass »P«)
5. Ergebnis:
Der ursprüngliche Satz ist bezüglich des inneren Wahrheitsgehalts logisch inkonsistent!

5.1 Formallogische Darstellung:

Aus »möglich P« kann nicht auf »bestimmt P« aber auch nicht auf »nicht P« alleine geschlossen werden in dem Sinne, dass der Akt des Schlusses dann zu einer Beliebigkeit und eben zu keiner eindeutigen Konsequenz führt. Er wird oftmals als Beweisargument missverstanden. Es wird versucht aus einer Möglichkeit auf eine eindeutige Wahrheit zu schließen, was in der typischen Art der Formulierung nur sehr schwer wahrgenommen wird und einen Widerspruch psychologisch behindert! Es gibt im Logischen u.a.:
a) sinnlose aber immer wahre Sätze (Tautologien) nach dem dritten Logischen Denkgesetz des Ausgeschlossenen Dritten »tertium non datur« (TND), z.B: »Es regnet oder es regnet nicht!«
    => »Q = P ∨ ¬P«,
und im Umkehrschluss:
b) sinnvoll klingende Sätze wie der hier analysierte Satz, die aber bzgl. des inneren Wahrheitsgehalts falsche bzw. beliebige Schlüsse beinhalten oder zulassen.
Es gilt »ex falso sequitur quodlibet« (lat.: »aus Falschem folgt Beliebiges«): Die Folgerungsrelation soll ja Wahrheit enthalten, d.h. dass sich die Wahrheit der Prämissen auf die Wahrheit der Konklusion übertragen soll. Das bedeutet, wenn die Prämissen wahr sind, dann muss bei einer gültigen Folgerung auch immer die Konklusion wahr sein. Beinhalten allerdings die Prämissen einen Widerspruch oder wie hier eine Möglichkeit, so können sie auf keinen Fall immer und unbedingt wahr sein. In diesem Fall kommt es also auf die Konklusion gar nicht mehr an, ergo kann hier jeder beliebige Schluss argumentiert werden. Dieser Schlusszustand führt automatisch wieder zu a): der/einer Tautologie, denn damit ist erneut »Q = P ∨ ¬P«, ein sinnloser, wenn auch immer wahrer Satz!

Logisch vollständig und konsistent müsste der Satz also wie folgt lauten:
»Die Tatsache, dass der unsichtbare Fisch bisher noch nicht gefunden wurde, bedeutet (nicht), dass es ihn gibt oder dass es ihn nicht gibt!«
Damit ist der ursprünglich nur sinnvoll klingende Satz zu einem nun logisch richtigen aber sinnlosen (tautologischen) Satz geworden!

5.2 Semantische Darstellung:
Auch der Versuch über die drei möglichen Varianten mit je einer entfernten doppelten Verneinung im ursprünglichen Satz führt auch drei Mal zu offenbar Unsinnigem (versuchen Sie es selbst!). Auch hier gilt »ex falso sequitur quodlibet«. Schon alleine dieser Ansatz zeigt, dass mit dem Satz etwas nicht stimmt und eine logische Analyse zum Ergebnis 5.1 führen muss!

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