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Platon

Die vier Denkgesetze oder Grundgesetze der Logik (logische Axiome) wurden in der Geschichte der Logik vom Psychologismus als »psychologische Gesetze des Denkens« aufgefasst.

Denkgesetze heißen die Gesetze, welche die gleichbleibenden Formen bestimmen, in denen sich unser Denken vollzieht. Sie sind Normen des Denkwillens und die allgemeinsten Bedingungen des Erkennens, des Empirischen wie des Spekulativen. Sie gleichen den Naturgesetzen darin, das sie die Gleichmäßigkeit des Geschehens zum Ausdruck bringen, während demgegenüber den juridischen und moralischen Gesetzen, welche freien Persönlichkeiten lediglich als Postulate eine Verpflichtung auferlegen, nicht natürliche Notwendigkeit innewohnt. Da aber die Menschen durch Gefühle, Vorurteile und Motive vielfach in ihrem Denken beeinflusst sind - und ferner aus Nachlässigkeit, Egoismus, Glaube, Subjektion und Mangel an Methode - falsche Begriffe, Urteile und Schlüsse bilden, so werden die Denkgesetze, obwohl sie den Naturgesetzen ähnlich sind, keineswegs immer befolgt und erleiden Ausnahmen, wie es die Naturgesetze nicht erleiden. Den Denkgesetzen schließen sich dann die zahlreichen Gesetze der Kategorienlehre, der Lehre vom Begriff, Urteil und Schluss und der Methodenlehre an.

Alle vier Sätze wurden schon von dem griechischen Philosophen Aristoteles (384-322 v.d.Z.) eingeführt.

Satz der Identität (lat. principium identitatis):
Auch »Satz der Selbstidentität aller Dinge«, d. h. die für jedes A gültige Feststellung A=A, zurückgeführt. Auf Leibniz geht das Prinzip der Identität ununterscheidbarer bzw. Ununterscheidbarkeit identischer Dinge zurück, ein metaphysischer Grundsatz, demzufolge „zwei“ Dinge, die sich in keiner Hinsicht unterscheiden, identisch sind. Z.B. hat ein hinsichtlich seiner Eigenschaften ununterscheidbares Elementarteilchen zumindest einen anderen Ort im Raum. Identität ist demnach immer eine Selbstidentität!

Satz vom Widerspruch (lat. principium contradictionis):
Es ist unmöglich eine Aussage zugleich zu bejahen und zu verneinen! Z.B: »Hans ist blond und Hans ist nicht blond.«
Jeder Versuch diesen Satz zu beweisen bzw. zu widerlegen, würde ihn immer schon voraussetzen, weil jede Aussage bzw. jedes Argument ja sich und nicht sein Gegenteil vermitteln soll. Insofern ist dieser Satz in sich eine Tautologie (siehe nächster Satz!).

Satz vom ausgeschlossenen Dritten (lat. principium exclusi tertii):
Die Disjunktion einer Aussage mit ihrer Gegenaussage ist stets eine gültige Aussage, also eine Tautologie! Z.B: »Es regnet oder es regnet nicht.« oder »Das Haus ist entweder groß oder klein!« Eine dritte Möglichkeit ist in diesen logischen Aussagetypen ausgeschlossen, lateinisch: »Tertium non datur.«, übersetzt: »Ein Drittes ist nicht gegeben.«

Satz vom Zureichenden Grunde (lat. principium rationis sufficientis):
Als metaphysischer Grundsatz besagt dieser Satz, dass jedes Ereignis eine Ursache haben muss beziehungsweise dass es für jede wahre Aussage einen Grund gibt, aus dem heraus sie wahr ist. Er ist neben dem Satz vom Widerspruch nach Leibniz eines der beiden Prinzipien, auf die sich menschliche Vernunftschlüsse stützen: Wir müssen erwägen, dass »... keine Tatsache als wahr oder existierend gelten kann und keine Aussage als richtig, ohne dass es einen zureichenden Grund dafür gibt, dass es so und nicht anders ist, obwohl uns diese Gründe meistens nicht bekannt sein mögen.« Als Handlungsanweisung interpretiert, fordert dieser Satz also, dass jede wahre Aussage durch eine andere und zwar allgemeinere Aussage begründet werde, deren Wahrheit bewiesen ist. Möglichen Verstöße gegen diese Handlungsanweisung heißen Zirkelschluss oder petitio principii.

Denkgesetze (logische Axiome) sind:

1. psychologisch gesehen die natürlichen Bedingungen, unter denen sich das Denken vollzieht.

2. logisch gesehen Postulate des Denken-und-Erkennen-Wollens und des einheitlichen- und seine Einheit-bewahren-Wollenden Ichs, denen alles Denken folgen muss, weil sonst eine normale, fortschreitende, erkennende Funktion dessen nicht möglich ist und weil sonst die Einheit und der Zusammenhang des geistigen Ichs in Frage gestellt ist.

Historisches:

Dem älteren Rationalismus gelten die Denkgesetze als »ewige Wahrheiten«, d. h. als unmittelbar evidente und allgemein-notwendig aufzustellende Gesetze für das Denken. Sie haben nach Platon, Aristoteles, den Scholastikern, Descartes, Leibnitz, Cudworth, der schottischen Schule u.a. apriorische Natur.

Nach Fichte leiten sich die Denkgesetze aus »Setzungen des Ich« ab.

Nach Schopenhauer sind sie »metalogische Wahrheiten«.

Nach Ulrici sind sie Gesetze der unterscheidenden Tätigkeit des Denkens.

Nach Rümelin sind die Denkgesetze »… nicht in dem Sinn Gesetze, daß sie ein ausnahmsloses tatsächliches Geschehen bewirkten, sondern sind die Regeln, von welchen das aufmerksame, unbeirrte und auf Erkenntnis der Wahrheit gerichtete Denken unwillkürlich geleitet wird und sich leiten lassen muß, wenn es zur Wahrheit gelangen und andere davon überzeugen will«.

Nach Sigwart sind sie »… die ersten und unmittelbaren Ergebnisse einer auf unsere Denktätigkeit selbst gerichteten, sie in ihren Grundformen erfassenden Reflexion«.

Nach Wundt sind die Denkgesetze zugleich »Gesetze des Willens«. Die psychologischen Denkgesetze »… sagen nur aus, wie sich unter gewissen Bedingungen das Denken tatsächlich vollzieht«, »Die logischen Denkgesetze aber sind Normen, mit denen wir an das Denken herantreten, um es auf seine Richtigkeit zu prüfen.« Da es kein Denken ohne Inhalt gibt, so sind sie zugleich die allgemeinsten Gesetze des Denkinhalts selbst. Sie sind von allgemeinster Geltung, weil jedes Anschauungs- und Denkobjekt ihre Gültigkeit beanspruchen muss. Insofern sie auf der Erfahrung fußen und durch diese ausgelöst werden, sind sie Erfahrungsgesetze. Die Denkgesetze sind sowohl Anschauungsgesetze als auch Begriffsgesetze. Sie sind »… die allgemeinsten Gesetze, die unser Denken bei der Verknüpfung der empirischen Tatsachen befolgt. Zugleich sind sie Postulate.«.

Nach Jodl folgt das Denken seinen eigenen Gesetzen, »… aber diese Gesetze des Denkens sind nur der Reflex jener Gesetzmäßigkeit, welche unser Bewußtsein schon auf primärer Stufe im Zusammenwirken mit den Dingen erzeugt«.

Nach Schubert-Soldern sind die Denkgesetze nur »… möglichst einfache Beispiele der einfachsten Denkbeziehungen«.

Nach Husserl sind die Denkgesetze ideale Verstandesgesetze.

Nach Nietzsche ist die Grundvoraussetzung der Denkgesetze die (irrtümliche!) Annahme, dass die Wirklichkeit aus beharrenden Dingen bestehe.

Quelle: Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe. Berlin 21904, Band 1, S. 210-211.
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